Software Synthesizer

Creamware - MiniMax

06.12.2002
Autor: Thorsten Walter

Der Minimoog, ein Synthesizer, vielleicht sogar DER Synthesizer, ist mit dem Voyager in diesem Jahr wieder zum Leben erweckt worden. Neben der TB303 genießt der echte Minimoog mit stolzen Preisen von ca. 2000 Euro wohl den höchsten Kultstatus auf dem Gebrauchtmarkt. Ob dies wohl für einen monophonen analogen Synthi, der noch nicht mal mit MIDI ausgestattet gerechtfertigt ist ....., sollte man meinen !


Der Knackpunkt ist nämlich der Klang, und hier ist der Minimoog bisher einmalig. Dermaßen dicke und schmatzende Filter sind in der Synthesizerlandschaft spärlich gesät. Die Legende schlechthin haben sich also die Spezialisten von Creamware zur Vorlage genommen und versucht, den Minimoog mit all seinen Stärken als PlugIn auf die Pulsar-Plattform zu portieren.

Digilog, Anatal ?
Hat es bisher ein Hersteller geschafft, die Eigenheiten eines analogen Filters perfekt in digitalen Algorithmen zu emulieren ? Nein ... , alle digitalen Filter haben dieses leicht kalte Klangbild, an dass man sich zwar gewöhnt, aber wenn man nach einer gewissen Zeit mal wieder einen echten Analogen im Vergleich hört, geht einem das Herz auf, und man merkt den Unterschied sofort. So ging es mir zuletzt beim Alesis Andromeda, der ja bekanntlich analog aufgebaut ist. Sollte es nun gänzlich unmöglich sein, mittels eines DSPs analogen Klang „authentisch“ zu emulieren ... ?

Shark
Die Antwort auf diese Frage gibt uns das Test-Objekt. Der Minimax ist ein PlugIn für die Creamware DSP-Karten, das optional zu einem Preis von ca. 250 Euro erworben werden kann. Dem kommenden Creamware Noah Synthesizer liegt der MiniMax schon bei. Das PlugIn läuft ab einer Luna-Karte und die Stimmenzahl ist abhängig von der Anzahl der DSPs, die sich im Karten-Verbund befinden. Den günstigsten Einstieg findet man z.Zt. mit der Luna II Karte zum Preis von ca. 400 Euro. Lesen sie hier unseren Test zur Luna II.


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Der MiniMax
Jetzt habe ich aber lange genug herumgeschwafelt, jetzt geht´s ans Eingemachte. Der Minimax verfügt über die klassische subtraktive Architektur. Im Klartext also Oszillator-Filter-Verstärker, wobei Filter und Verstärker per ADS-Hüllkurve moduliert werden. Dank der nahezu exakten Übertragung der original Minimoog-Oberfläche auf den Bildschirm erklären sich die Funktionen jedoch fast von selber. Die erklärungsbedürftigen Schalter möchte ich dennoch näher betrachten. Beginnen wir mit dem Decay-Schalter. Mit diesem lässt sich die Release-Phase der beiden Hüllkurven An- und Abschalten. Da es sich bei den Hüllkurven um ADS und nicht um ADSR Hüllkurven handelt kann man hier eine der Decay-Zeit entsprechende Releasephase hinzuschalten. Der MiniMax bietet drei Oszillatoren, die durch einen Mixer in Ihrer jeweiligen Lautstärke geregelt werden können. Eine großzügige Oktavwahlmöglichkeit von 32´ bis 2´ erhöht die Flexibilität der Klangerzeugung. Tricky und fett ist der Feedbackschalter, der das Ausgangssignal in den Mixer rückkoppeln kann. Damit entstehen (gewollt) extrem derbe Verzerungen, die genau so modelliert wurden, dass sie so wie im Original klingen. Ein Rauschgenerator (White/Pink) und die Möglichkeit ein externes Signal zuzumischen runden den Mixer ab. Neu sind hier die beiden Velocity-Regler, die jeweils für die beiden Hüllkurven zuständig sind. Oszillator 3 kann auch als LFO fungieren. Der Modulation Mix Regler mischt den Oszillator 3 mit dem Rauschgenerator, was sehr lebendige modulationen Ermöglicht. Soweit ist das alles recht unspektakulär und profan. Aber so ist der originale Minimoog nun mal aufgebaut. Keine dicke Modulationsmatrix, keine dualen Filter keine Hochpass- oder Bandpass- Filter und die Flankensteilheit kann man auch nicht umschalten. Das ich dies hier so hart schreibe, hat seinen Grund, denn das ist nicht der Anspruch den ein Minimoog erhebt. Es geht hier schlichtweg um den grundlegenden Sound des Gerätes.

Sound
So, hier sind wir nun am Dreh- und Angelpunkt angekommen. Um es nun kurz zu machen: Der original Minimoog hat einen Klang, dass es einem die Schuhe auszieht. Creamware hat mit dem Minimax die erste glaubwürdige Emulation eines Minimoog entwickelt. Der Sound ist wirklich täuschend echt. Die Oszillatoren klingen fett, das Filter schmatzt, und alles wirkt lebendig und “organisch“. Wenn man den Minimax spielt, hat man unmittelbar den Gedanken „Minimoog“ im Kopf. Dies ist jetzt keinesfalls übertrieben dargestellt. Der Minimax klingt in der tat wie ein Minimoog, wenn man die Tatsache außer acht lässt, dass jeder Minimoog etwas unterschiedlich klingt, da die Toleranzen der elektronischen Bauteile mitspielen. Diese Unterschiede sind aber vernachlässigbar. Der Minimax emuliert den klaren und unglaublich dicken Klang des Originals auf höchstem Niveau. Überzeugen sie sich selber anhand einiger Klangbeispiele:

Der Minimax kann durch brachiale Bässe, sanfte Sweeps und kranke Klänge überzeugen. Die Folgenden MP3s klingen allesamt ein wenig platter als die originalen Wave Files, dies kommt durch die komprimierung.

Profan Saw

Profan Square

Wellenformen

Seq Mod (mit Hall)

Seq 3 mit hoher Resonanz

Profan 3 Osc

Reso-Sweep (MP3 absolut überfordert !!! ;o)

Krank (MP3 absolut überfordert !!! ;o)

Filter FM (MP3 absolut überfordert !!! ;o)

Zunächst habe ich den Minimax so gespielt, wie er als PlugIn aufgerufen wurde (Monophon), und ich war begeistert. Als ich jedoch die Polyphonie gefunden hatte, war ich vollkommen vom Sound überzeugt:

Supersweep

Fat Sweep

Bass 3 Osc

Synth

Synthswell


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Further more....
Um den Minimax im Glanze des neuen Jahrtausends erscheinen zu lassen, gibt es allerdings noch weitere Features. Ein Chorus/Flanger und ein Delay lassen sich in jedem Patch speichern. Zudem kann man jedem Regler und Schalter einen MIDI-Controller zuweisen. Dies ist auch dringend notwendig, denn wer möchte schon mit der Maus einen Synthesizer programmieren. Eine externe Controller-Box á la Doepfer ist also Pflicht. Dabei ist mit aufgefallen, dass hier eine Parameter-Glättung ausgeführt wird, so dass keine Stufen im Klang entstehen, wenn man z.B. die Cutoff-Frequenz bewegt.

Performance
Die Latenzeinstellungen, die in der Scope-Fusion-Plattform einstellbar sind, ermöglichen auf zeitgemäßen Computern ein direktes Spielgefühl. Bei Nutzung der reinen Hardware ohne den XTC-Mode sind die Latenzen sowieso auf niedrigstem Niveau. Hier gibt es absolut nichts zu beanstanden.
Die erzielte Stimmenzahl hängt natürlich von der Anzahl der DSPs ab, die sich in Ihrem System befinden. Mit dem Minimax geht Ihr System mit Sicherheit ganz schön in die Knie. Die Rechenleistung, die der Minimax benötigt, um diesen authentischen Klang zu generieren ist in der Tat enorm. Creamware hat also Grundlagenforschung betrieben und völlig neuartige Algorithmen entwickelt, die einen solchen realistischen Klang erzeugen können. So wurde unter anderem sehr viel Wert auf das Verzerrungsverhalten des Kaskadenfilter gelegt und auch den aliasingfreien Oszillatoren kommen die neuen Algorithmen zugute. Um all dies zu emulieren ist natürlich Performance gefragt ! Grob über den Daumen gepeilt kann man einen kompletten Shark-DSP pro Stimme rechnen. Das heißt aber nicht, das man auf einer Luna Karte mit drei DSPs auch drei Stimmen erreicht. Eine gewisse Rechenleistung wird für das I/O Handling benötigt, so kann die LUNA II nur zwei Stimmen erzeugen. Zum Test stand mir eine Power-Pulsar mit 15 DSPs zur Verfügung. Die maximale Stimmenzahl betrug hier 15-Stimmen. Auf einer Pulsar II Karte kann man laut Creamware sechs Stimmen erreichen.

Midimoog
Als Controller-Einheit bietet sich der rund 1000 Euro teure Midimoog von www.Midisoft.de an. Das Lackierte Echtholzgehäuse is in einem verkleinerten Maßstab detailgetreu dem Minimoog nachempfunden. Ein echtes Schätzchen also.
Mir persönlich würde allerdings eine kostengünstigere Platikvariante ohne Tasten genügen, um den MiniMax zu steuern. Vielleicht zieht Midisoft ja soetwas mal in betracht ;o).


- MiniMax Controller von http://www.midisoft.de/ -

Fazit
Für mich stellt der MiniMax einen echten Kaufanreiz für ein Creamware-System dar. Eine Pulsar II-Karte könnte somit einen 6-Stimmigen MiniMax erzeugen. Kombiniert mit einer Controller-Box bekommt man so einen polyphonen Minimoog. Ich finde den Klang so überzeugend, dass ich in der Tat einer Hardware-Version mit Tasten und Bedienfeld nicht abgeneigt wäre. Als nachteilig erweist sich eindeutig die Bedienung mit der Maus, was aber durch den Zukauf einer Controller-Box vermeiden lässt. Obiger Link lässt erkennen, das Drittanbieter nicht schlafen. Ein verkleinerter Minimoog namens MidiMoog stellt eine Controllereinheit für den MiniMax dar. Für die Zukunft kann man sich nur wünschen, weitere so klanglich hochwertige Produkte von Creamware zu sehen. Ich denke da z.B. an einen MaxiMini mit Hochpassfiltern und Modulationsmatrix....


PLUS
++++ Klang
+++ Erste 100%ige Emulation des Minimoogs
++ Polyphon Spielbar
+ Zusätzliche Features

NEUTRAL
- Prinzipbedingter Hoher Leistungsbedarf

Preis: 249 Euro zzgl. einer Creamware DSP-Karte

Homepage: www.creamware.de